MENSCHEN

Personenverzeichnis

meiner Mitbewohnerinnen und -Bewohner:


Odivio
Unser Nachbar Odivio:
Odivios Eltern besassen einst das Häuschen, das ich schliesslich in „Froda“ kaufte (siehe „Kleine Welt im Tessin“ und „Dies ist mein Dorf- dies ist mein Tal“) und in dem ich immer noch wohne, wenngleich es jetzt um etliches grösser geworden ist. Odivio wohnt in seinem Elternhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Abends grüssen die Lichter aus seiner Stube zu denjenigen aus unserer Stube und umgekehrt. Seine Schafe hat er in einem Stall neben unserm Eselstall (der ursprünglich auch ihm gehört hat). Ich wünsche allen meinen Freunden solche Nachbarn. Wir wissen gegenseitig, dass wir um Hilfe bitten dürfen und dass diese Hilfe auch sofort gewährt wird. Das war schon bei Odivios Eltern so und geht hoffentlich immer so weiter (siehe „Nach jedem Winter kommt ein Sommer“, „Von Lämmern und Leuten in Froda“, „Mit meinen Augen“).

Olimpio
Susi ist am 9. November 2009 gestorben
Susi hat mit verschiedenen kurzen und längeren Unterbrüchen fast 30 Jahre bei mir in Gerra gelebt, gearbeitet, mit geprägt und mit aufgebaut. Nach meinem Um- und Wegzug ins Altersheim hütete sie seit Sommer 2009 das Haus La Motta und kümmerte sich fürsorglich um die Katzen. Kaum ein Tag verging, an dem sie mich nicht besucht hat. Sie hat mir zugehört, mich zum Lachen gebracht, kleine Botengänge gemacht, von Gerra erzählt. Sie war auch in dieser nicht leichten Zeit für mich da. Das zweite Wochenende im November verbrachte Susi in einem Gästezimmer des Ristorante Froda in Gerra. Sie hatte sich von einem früheren Sturz anscheinend nur schlecht erholt, sie scheute den beschwerlichen Gang nach oben zum Haus am Hang. Am frühen Morgen des 9. November 2009 ist Susi im Froda schwach und müde nicht mehr aufgewacht. Sie ist, geboren in Wimmis/BE am 1. August 1955, mit 54 Jahren im Tessiner Verzascatal gestorben. Susis Urne wurde in ihr Heimatdorf Wimmis bei Spiez in der Deutschschweiz überführt. Die Beisetzung fand – begleitet mit einem letzten bunten Ciao von Verwandten, Freundinnen, Freunden und Bekannten – am 9. Dezember beim Grab ihrer Eltern statt. Der Bündner Orgelspieler und Komponist Hannes Meyer spielte an der Orgel der Kirche Wimmis zu Susis Abschied unter anderem ihr Lieblingsorgelstück «Schanfigger Bauernhochzeit», eine Eigenkomposition. Ich konnte der Feier aus gesundheitlichen Gründen leider nicht beiwohnen. Mein Bruder Luzi war in Wimmis dabei. Ich habe im Altersheim von Susi Abschied genommen. Ich danke allen, die die Feier in Wimmis möglich gemacht haben.

Olimpio

Unser Nachbar Olimpio:
Er wohnt ebenfalls auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, hat aber seine Ziegen im Winter in einem Stall, der hoch über unserm Haus liegt. Was passiert, wenn er krank wird, kann man in „Nach jedem Winter kommt ein Sommer“ nachlesen. Was absolut bewundernswert ist: Er wird bald einmal achtzig Jahre alt, hat seit einigen Jahren ein künstliches Hüftgelenk, geht aber trotzdem im Winter mindestens zweimal täglich hoch zu seinen Ziegen, jeweils beladen mit einem Tragekorb, in dem so zwischen sechzig und siebzig Kilogramm Heu liegen. Und im Sommer geht er zweimal täglich hoch zur Alp (für unsereins ein Weg von jeweils ¾ Std.) und trägt dann die vollen Milchkannen von dort nach Hause. Ferien kennt (und kannte) er nicht, möchte er – so glaube ich – auch nicht. Er ist der Chef seiner Ziegen. Und sein Chef ist die Natur. So sagt er es wenigstens.
Und nun bin ich sicher, dass jedermann begreifen muss, weshalb ich mich in einer solchen Umgebung, mit solchen Menschen, mit solchen Tieren, in einem solchen Haus rundum wohl fühle!